Betty ist seit vielen Jahren Lehrerin in Nkululeko High School und war maßgeblich an den Vorbereitungen der Schülerbegegnung zwischen der Martin Niemöller Gesamtschule und Nkululeko High School beteiligt.
Heidi Hesse: Betty wie kannst du die Zusammenarbeit zwischen den beiden Gruppen beschreiben und was haben die Schüler aus deiner Sicht durch den Austausch gelernt?
Betty Mukorera: Wir haben gut zusammengearbeitet. Beide Seiten wollten von einander lernen und haben dies getan, z.B. Shonawörter oder Tänze. Die Deutschen waren sehr begierig von uns zu lernen. Die simbabwischen Schüler haben gelernt zügiger auf Ansagen zu reagieren.
Während die deutschen Schüler auf Ansagen ihrer Lehrer reagierten, geschah dies viel weniger auf simbabwischer Seite. Sie mussten auch Pünktlichkeit erst lernen, dies geschah während unserer gemeinsamen Reise.
Heidi Hesse: Was glaubst du hat der Austausch bei euren Schülern, die an den Projekten teilgenommen haben bewirkt?
Betty Mukorera: Die Jugendlichen haben viel gelernt: sie haben deutsche Kultur kennengelernt, sie haben Liebe und Wertschätzung erfahren, gelernt zu teilen und Geliehenes zurückzugeben. Lösung von Problemen ergibt sich nicht durch die Trennung sondern durch das aufeinander zugehen.
Unsere Schüler haben oft ein geringes Selbstwertgefühl. Das starke Interesse der Deutschen simbabwische Lieder und Tänze zu lernen, machte sie stolz auf ihre eigenen kulturellen Werte. So waren sie im Umkehrschluss auch begierig Deutsch zu lernen.
Heidi Hesse: Hast du den Austausch als ebenbürtig auf Augenhöhe erlebt?
Betty Mukorera: Alle Schüler egal ob deutsch oder simbabwisch folgten den Anweisungen aller Lehrer. Sie haben sie gleichwertig respektiert. In den Projekten gab es keine unterschiedliche Behandlung. Alle haben Löcher für die Bäume gegraben, obwohl es schwere Arbeit war und sehr heiß. Der Einsatz, den die deutschen Schüler zeigten, hat ihre simbabwischen Partner zusätzlich motiviert. Auch bei der Talentshow brachten sich Deutsche und simbabwische Schüler mit Liedern und Tänzen gleichwertig ein. Im gemeinsamen Jungenschlafsaal und dem der Mädchen herrschte eine offene gleichberechtigte Atmosphäre, wobei man sich gegenseitig half.
In der Verpflegung mussten wir die Deutschen langsam an unsere Diät gewöhnen, deshalb haben wir in der Schule für sie oft separat gekocht. Auf der Fahrt aber gab es für alle das gleiche.
Heidi Hesse: Was hast du persönlich aus dem austausch mitgenommen?
Betty Mukorera: Freunde sind für einander da. Wir haben gelernt nicht nur zu nehmen, sondern auch zu geben. Wir müssen selber kreative Fundraising Projekte entwickeln, und dürfen nicht warten bis etwas von unserer Schwesterschule kommt. Wir sind nicht so arm, dass wir nicht geben können, sondern müssen unsere eigenen Projekte entwickeln. Wir haben viel Liebe von der Schwesterschule erlebt und wollen dieses gerne zurückgeben.
Für die Zukunft der Partnerschaft ist es wichtig, dass viele Lehrer miteinander kommunizieren, wir Ideen offen besprechen und kritisch reflektieren.
Heidi Hesse: Was würdest du bei einem weiteren Besuch verändern?
Betty Mukorera: Von Beginn an möglichst viele Lehrer in die Planungen einbinden, für den landeskundlichen Teil, Plätze vorher besuchen, Fundraising Projekte mit Hilfe des Partnerschaftclubs und z.B. des Agricultural Clubs entwickeln.
In unsere Richtlinien sollten wir Aspekte des globalen Lernens integrieren. Dies ist gut vorstellbar in Fächern wie Englisch, Science, Geschichte, Landwirtschaft und Geographie.